MELDORF. Nach über drei Jahren Neukonzeption und Bauzeit ist das Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf wiedereröffnet. Landrat Stefan Mohrdieck begrüßte die Gäste zur Eröffnungsfeier am 27. September 2023. Anwesend waren Claus Ruhe Madsen, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs sowie Vertreter*innen aus der Politik, der Kultur und der Verwaltung.
12 Millionen Euro hat der Kreis Dithmarschen mit finanzieller Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein und der Europäischen Union in den Neubau, die Neugestaltung der Ausstellung, die energetische Sanierung und die Barrierefreiheit investiert. Das Land fördert die Umgestaltung mit rund 3.375.000 Euro und die energetische Sanierung der alten Museumsgebäude mit rund 900.000 Euro im Rahmen des Landesprogramms Wirtschaft (2014 – 2020) und mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
„Die Dithmarscher*innen haben jetzt ihr Museum zurück. Für den Kreis Dithmarschen endet eines der ambitioniertesten kulturellen Bauprojekte. Und für das Dithmarscher Landesmuseum beginnt ein neues Kapitel als ein kulturelles und historisches Zentrum an der Westküste“, so Landrat Mohrdieck. „Ich danke sehr allen am Bau Beteiligten für ihre herausragende Leistung, die sie vor allem auch unter den erschwerten Rahmenbedingungen in der Baubranche aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gezeigt haben. Auch bedanke ich mich sehr beim Land für die Förderung und bei der Politik für die Unterstützung.“
Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs freut sich: „Das Dithmarscher Landesmuseum ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Jetzt zeigt sich noch mehr sein ganzes Potential. Nicht nur optisch ist es beeindruckend, wie das Museum mit seiner Architektur das historische und moderne Dithmarschen miteinander verbindet. Sondern auch inhaltlich bietet die neu aufbereitete Dauerausstellung intensive Einblicke in Dithmarschens Geschichte und Kultur, die neue Akzente setzt. Das Landesmuseum gibt unserer Region kulturellen und touristischen Aufwind auch dank der Unterstützung des Landes und der Kreispolitik.“
Auch Wirtschaftsminister Madsen erinnerte an den touristischen Aspekt des Museums: „Wir wollen den Tourismus auch fern der unmittelbaren Küstenlinie weiter ausbauen und Gäste das ganze Jahr über anlocken. Genau dafür brauchen wir solche Angebote.“ Auch, wenn sich der Tourismus in Dithmarschen überwiegend auf die Küstenregion rund um Büsum konzentriere, habe das Museum rein theoretisch das Potenzial bis zu 600.000 Gäste im Jahr anzulocken, die im Umkreis von 30 Autominuten ihren Urlaub verbringen. „Das ist natürlich eine utopische Zahl, aber dass wir mit dem Neubau bis zu 20.000 Gäste pro Jahr anlocken, das halte ich für realistisch“, so der Minister.
Das Dithmarscher Landesmuseum zählt zu den ältesten bürgerschaftlich gegründeten Museen in Deutschland und wurde 1896 erbaut. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble besteht aus der ehemaligen Gelehrtenschule von 1859, der Erweiterung von 1924 sowie der Erweiterung von 2023. Der Neubau mit dem Haupteingang zur Domstraße verbindet die historischen Bestandsgebäude. Das Büro Andreas Heller Architects & Designers aus Hamburg hat die Gesamtmaßnahme entworfen.
Andreas Heller betonte: „Das Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf, einer der schönsten Städte an der Nordseeküste, spiegelt mit seinen vier Gebäudeteilen im besten Sinne die Landesgeschichte mit seiner einzigartigen Sammlung wider. Wir als Architekten und Designer sind stolz, an diesem Ort unseren Beitrag beigesteuert zu haben.“
Fassade des Neubaus spiegelt Gezeiten wider
Die Backsteinfassade des Neubaus fügt sich in die historische Architektur Meldorfs ein und erinnert mit seiner plastischen Vermauerung an das Auf und Ab von Ebbe und Flut. Repliken der Dithmarscher Landesgeschichte bestimmen die neue Fassade zum Ortseingang hin: das Siegel mit den Dithmarscher Heiligen Maria und Oswald, eine Rolandfigur und der Schiebehame, dem historischen Handwerkszeug der Krabbenfischer.
Der Neubau umfasst im Erdgeschoss, neben dem großzügigen Foyer mit Museumsshop und Serviceräumen, zwei Säle für Sonderausstellungen, Lesungen und Konzerte.
Modernisierung der denkmalgeschützten Gebäude
Von der Elektronik bis zu den Fenstern, vom Keller bis zum Dach – das Dithmarscher Landesmuseum wurde rundum modernisiert. Bei dem Gebäudekomplex galt es, den Denkmalschutz mit den Anforderungen an den Brandschutz, der Energieeffizienz sowie der Barrierefreiheit zu verbinden.
Was ist Dithmarschen
„Was ist Dithmarschen?“ – Die Überschrift des Prolog-Raumes zieht sich wie ein roter Faden durch die Dauerausstellung. Der Rundgang bietet vielschichtige Perspektiven auf die Dithmarscher Geschichte, Gesellschaft, Politik und Kultur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Neben neuen Ausstellungsstücken wurden auch Objekte aus der Museumssammlung restauriert, zu neuen Themenschwerpunkten zusammengestellt und mit neuem Medieneinsatz vielseitig, zweisprachig in deutsch und englisch präsentiert.
Beginn des Rundgangs ist der Prolog-Raum mit Interviews von Dithmarscher*innen über ihre Region. „Wasser und Wind“ beschreibt mit den Themen Küstenschutz, Landgewinnung und Windenergie das Leben an der Nordseeküste. Von der Tracht bis zur Barbiepuppe, vom Kunsthandwerk bis zu zahlreichen Gemälden bietet die „Dithmarscher Wunderkammer“ einen Blick in die faszinierende, vielschichtige Museumssammlung. „Ländliche Wohnkulturen“ stellen Ensembles wie die Fliesenstube und die Bunsoher Stube wohlhabender Bauern aus. Die Gerichtsstube des Landvogts Markus Swyn ist Höhepunkt der Raumnachbauten. In der großen zentralen Halle dreht sich alles um die Bauernrepublik, der Schlacht von Hemmingstedt von 1500 und das Landrecht von 1447.
Neu ist die ausführliche Darstellung Dithmarschens Kaiserreich, über den Ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik bis zur Zeit des Nationalsozialismus.
Den Alltag in der Nachkriegszeit spiegeln die Ensembles wie das Klassenzimmer, die Kneipe, das Kino, der Friseur, die Arztpraxen und der Warenladen wider.
Landesmuseum öffnet für das Publikum am 30. September
Offiziell geht es für das Dithmarscher Landesmuseum am Samstag, 30. September 2023, um 10 Uhr los. Die Besucher*innen können sich auf Führungen durch die neue Dauerausstellung und einen Blick hinter die Kulissen freuen. Der Eintritt ist am Eröffnungstag sowie am Sonntag, 1. Oktober und am „Tag der Deutschen Einheit“, Dienstag, 3. Oktober 2023, frei. Das Museum hat regulär dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Die Eintrittspreise betragen 6 Euro für Erwachsene, 3 Euro für Kinder und Jugendliche bis unter 18 Jahren und Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt. Eine Familienkarte kostet 15 Euro. Menschen mit Behinderungen und ehrenamtlich Tätige zahlen keinen Eintritt. Ermäßigung gibt es auch für die Museumspädagogik mit 2 Euro. Führungen und die Jahreskarte (ohne Abendveranstaltungen) kosten jeweils 40 Euro.
Erste Veranstaltung am 12. Oktober: Lesung „Adolf Bartels – Brandstifter des Antisemitismus“
Als erste Veranstaltung nach der Wiedereröffnung ist die Lesung „Adolf Bartels – Brandstifter des Antisemitismus“ am Donnerstag, 12. Oktober, um 18 Uhr geplant. Der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus des Landes Schleswig-Holstein, Dr. h.c. Gerhard Ulrich, wird aus den Arbeiten von Adolf Bartels lesen und Dr. Stephan Linck von der Evangelischen Akademie der Nordkirche wird in das Leben und Wirken von Bartels einführen.
Um eine Anmeldung wird gebeten unter der Telefonnummer: 04832/600060 oder per E-Mail: kontakt[at]museum-dithmarschen.de.
Internet: www.landesmuseum-dithmarschen.de
Daten und Zahlen
Bauherr: Kreis Dithmarschen
Eröffnung: 30. September 2023
Bauzeit: 04/2021 bis 09/2023
Gesamtfläche: 4.245 m2 (davon Neubau 715,6 m2)
Kosten: ca. 12 Mio. Euro (KG 200-700)
Finanzierung: Europäische Union, Land Schleswig-Holstein, Kreis Dithmarschen
Förderung: Das Land fördert die Umgestaltung mit 3.374.680 Euro und die energetische Sanierung der alten Museumsgebäude mit 899.204 Euro im Rahmen des Landesprogramms Wirtschaft (2014 – 2020) und mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).