Drucksache - 2020/0768
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Beschlussvorschlag:
Die Einführung der kostenlosen Bus-ÖPNV-Nutzung mit der NordseeCard wird befürwortet.
Sachverhalt:
Das Projekt NordseeCard wurde bereits in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 11.03.2019 vom Geschäftsführer der Nordsee Tourismus Service GmbH (NTS), Herrn Frank Ketter, vorgestellt (Drucksachen-Nr. 2019/0524).
Die Projektinhalte zusammengefasst sind:
Die Gästekarte für die schleswig-holsteinische Nordsee
Ein exzellenter Service am Gast ist der Schlüssel im zukünftigen Wettbewerb mit an-deren touristischen Regionen. Mit diesem Ziel engagiert sich die Nordsee-Tourismus-Service GmbH (NTS) für die Einführung einer elektronischen/digitalen Gästekarte, wie sie bereits in anderen marktführenden Destinationen erfolgreich etabliert wurde.
Inhalt und Möglichkeiten der elektronischen/digitalen Gästekarte
Zielsetzung ist, den Übernachtungsgästen ein hohes Maß an Service zu bieten durch die Bündelung aller touristischen Angebote auf einer Karte. Diese soll Gästen einen kostenfreien Zugang zu einem Großteil der touristischen Angebote an der schleswig-holsteinischen Nordsee bieten. Einbezogen werden soll zum Beispiel die Nutzung von:
- Ausflugs- und Linienschiffen,
- Museen und Kultureinrichtungen,
- Thermen und Freizeitbädern,
- Führungen in Städten und Natur,
- Naturerlebnissen und Freizeitangeboten,
- Aktiv- und Sportangeboten sowie
- Bussen und Bahnen.
Die Vorteile der Gästekarte
Die Gästekarte ist ein starkes Marketinginstrument für alle beteiligten Partner. Die Leistungspartner profitieren durch Umsatzsteigerung, Imagegewinn, Serviceoptimierung und positives Kundenfeedback.
Die Funktionsweise
Alle Übernachtungsgäste der teilnehmenden Gastgeber*innen erhalten ihre elektronische/digitale Gästekarte automatisch bei der Ankunft ausgehändigt. Mit der Karte wird den Gästen kostenfreier Eintritt zu allen teilnehmenden touristischen Attraktionen und Leistungen gewährt. Auf diese Weise löst die Gästekarte die örtlichen Kurkarten ab. Die Leistungen der Kurkarte werden zusätzlich als Basisleistung auf der elektronischen/digitalen Gästekarte enthalten sein.
Die Finanzierung
Die Finanzierung der Gästekarte erfolgt über ein Umlageverfahren. Die teilnehmen-den Gastgeber führen je Gast und Übernachtung einen festgelegten Betrag ab, welcher wiederum an die teilnehmenden Leistungspartner ausgeschüttet sowie an-teilig zum Systembetrieb und für Marketing verwendet wird. Die Wirtschaftlichkeit der Gästekarte resultiert aus einem Umlagemodell, in das alle solidarisch einzahlen. Der Gastgeber zahlt die Umlage und der oder die Leistungspartner*in erhält für die mit der Karte generierten Nutzungen eine Ausschüttung.
Einbindung des ÖPNV an der Nordseeküste
Für die Nordsee wird derzeit von einem Umlagebetrag von 3,90 € pro Gast und Nacht ausgegangen (Kinder/Jugendliche von 6-15 Jahren 2,40 €, Kinder bis 5 Jahre sind frei). Die Sylter Verkehrsgesellschaft und der Kreis Nordfriesland haben ihre Teilnahme bereits zugesagt.
Der Wunsch der NTS ist es, die Busverkehre in Dithmarschen und Nordfriesland sowie die Bahnstrecke Husum-Westerland, Husum-St. Peter-Ording und auch die Marschbahn in Richtung Hamburg zu integrieren. Für die Marschbahn könnte man sich vorstellen, bestimmte Zeiten von der Nutzung auszuschließen.
Die Gespräche zwischen dem Land als SPNV-Aufgabenträger und der NTS ruhen derzeit, so dass eine Integration der Bahnverkehre in absehbarer Zeit nicht erwartet wird. Vor dem Hintergrund der Stärkung des Gesamtsystems ÖPNV sind diese Entwicklungen kritisch zu betrachten. Das mit einem solchen Projekt verbundene Ziel der Reduzierung des Individualverkehrs zugunsten des ÖPNV, kann nur mit der Integration des Gesamtsystems ÖPNV gelingen. Die kostenlose Nutzung des Busverkehrs kann also nur einen ersten Schritt darstellen.
Die NTS und das Beratungsunternehmen WIIF (Herleitung des Unternehmensnamens aus dem Allgäuer Dialekt „wiif“ von „gewieft“) gehen bei der Kalkulation davon aus, dass für 15 % aller Übernachtungen (entspricht 2 Mio. Übernachtungen) eine Nordseegästekarte ausgegeben wird. Im Durchschnitt verbleiben die Gäste 5 Tage. Tagesgäste erhalten keine Nordseegästekarte. Somit ergäbe sich ein Gesamtvolumen von ca. 7 Mio. €, das den Leistungsträgern zur Verfügung stünde.
Berechnungsgrundlage für den ÖPNV
Es liegen keine Zahlen über die beförderten Übernachtungsgäste an der Nordseeküste vor. Daher stützt sich die Berechnung auf die Studie des deutschen wirtschaftswissenschaftliche Instituts für Fremdenverkehr (dwif) aus dem Jahr 2016 zum Thema „Fahrscheinloser Nahverkehr an der Nordsee Schleswig-Holstein“ und auf Erfahrungswerte aus anderen Regionen. Das dwif hat in seiner Studie sehr detailliert herausgearbeitet, welche Strecken von wie vielen potenziellen Übernachtungsgästen genutzt werden könnten und welche Einnahmeausfälle die kostenfreie Nutzung dieser Strecken für die Verkehrsunternehmen bedeuten würde.
Das dwif kommt zu dem Ergebnis, dass ein Betrag von 0,23 € (pro Gast, pro Nacht) für die kostenfreie Nutzung des gesamten ÖPNV (Busse und Bahnen) auf dem Festland realistisch wäre.
Neben diesem vom dwif ermittelten Betrag können auch Zahlen von erfolgreichen Projekten aus anderen Regionen als Orientierungshilfe dienen. Wie der nachfolgenden Grafik entnommen werden kann, bewegen sich dort die Umlagen zwischen
0,30 € und 0,40 € für alle Gäste.
Quelle: dwif-Consulting GmbH
Nachfolgend sind die Zahlen der Übernachtungen an der Nordseeküste Schleswig-Holstein für das Jahr 2017 aufgelistet. Belastbare Zahlen liefert nur die Amtliche Statistik. Diese zählt alle Ankünfte und Übernachtungen in gewerblichen Betrieben mit 10 und mehr Betten. Die Erfahrungen zeigen, dass im Bereich der nicht gewerblichen Betriebe noch einmal die gleiche Anzahl an Gästen übernachtet.
Es wurden alle Orte an der Nordseeküste aufgenommen, auch wenn einzelne Relationen für die ÖPNV-Nutzung kaum von Interesse sein werden.
Wenn 15% der Übernachtungsgäste im Kreis Dithmarschen eine NordseeCard bekommen, ergeben sich ca. 470.000 Übernachtungen pro Jahr. Wenn alle Gäste mit der NordseeCard in ihrem Urlaub einen Ausflug mit dem ÖPNV machen, resultieren daraus ca. 82.000 Beförderungen.
Die NTS kalkuliert daher, dass pro Übernachtung mit der Gästekarte ein Betrag von 0,03 € für den Bus-ÖPNV im Kreis Dithmarschen ausgeschüttet werden kann. Das wären bei 470.000 Übernachtungen 14.100 € pro Jahr. Für die Nutzung des Rufbusses (RUDI) werden aufgrund der vorhandenen Möglichkeiten die Fahrten exakt abgerechnet, da hier Strecke und Preis je Fahrgast fahrtenscharf ermittelt werden können.
Ob und in welcher Höhe Mindereinnahmen durch die Einführung der kostenlosen Bus-ÖPNV-Nutzung mittels NordseeCard resultieren und inwiefern diese durch den o.g. Ausgleichsbetrag ganz oder teilweise finanziert werden können, kann nicht beurteilt werden, da keine verlässliche Datengrundlage zur ÖPNV-Nutzung von Tourist*innen vorliegt.
Übernachtungen 2017 | ||||
Ort | Amtliche Statistik | nicht gewerbliche Betriebe | Gesamt | 15% |
Büsum | 1.032.646 | 1.032.646 | 2.065.292 | 309.794 |
Friedrichskoog | 187.700 | 187.700 | 375.400 | 56.310 |
Restliches Dithmarschen | 338.386 | 338.386 | 676.772 | 101.516 |
Gesamt Dithmarschen | 1.558.732 | 1.558.732 | 3.117.464 | 467.620 |
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St. Peter-Ording | 1.360.942 | 1.360.942 | 2.721.884 | 408.283 |
Halbinsel Eiderstedt | 138.886 | 138.886 | 277.772 | 41.666 |
Husum | 194.000 | 194.000 | 388.000 | 58.200 |
Nordstrand | 53.645 | 53.645 | 107.290 | 16.094 |
Friedrichstadt | 52.000 | 52.000 | 104.000 | 15.600 |
Dagebüll | 133.570 | 133.570 | 267.140 | 40.071 |
Bredstedt | 19.987 | 19.987 | 39.974 | 5.996 |
Niebüll | 73.350 | 73.350 | 146.700 | 22.005 |
Süderlügum | 17.965 | 17.965 | 35.930 | 5.390 |
Gesamt Nordfriesland | 2.044.345 | 2.044.345 | 4.088.690 | 613.304 |
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GESAMT | 3.603.077 | 3.603.077 | 7.206.154 | 1.080.923 |
Die Kontrolle der Gültigkeit der NordseeCard erfolgt per Sichtkontrolle durch das Fahrpersonal. Auf jeder Gästekarte sind der Name des Gastes sowie die Gültigkeitsdauer der Karte vermerkt. Zudem wird jeder Gast in den AGBs darauf hingewiesen, dass die NordseeCard nur in Verbindung mit einem Personalausweis Gültigkeit besitzt.
Außerdem hat die NTS zugesichert, dass die ÖPNV-Nutzung mit der NordseeCard auf Kosten der NTS evaluiert wird, so dass je nach Ergebnis der Evaluation der Ausschüttungsbetrag angepasst werden kann.
Finanzielle Auswirkungen | Ja | X |
| Nein |
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Falls ja: |
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Im Haushaltsplan berücksichtigt | Ja |
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| Nein | X |
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Freiwillige Aufgabe/Maßnahme | Ja | X |
| Nein |
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Ergebnisplan/Finanzplan | Produkt-Nr. | 547 | ||
Produkt-Name | ÖPNV | |||
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Ertrag | Euro | Einzahlungen | Euro | |
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zusätzlich / neu | 14.100 | zusätzlich / neu |
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Aufwand | Euro | Auszahlungen | Euro | |
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zusätzlich / neu |
| zusätzlich / neu |
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Saldo | 14.100 | Saldo |
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Ein negativer Saldo wird finanziert durch: (Beschreibung der konkreten – strukturellen - Einsparungsmaßnahmen/Mehrerträge)
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Auswirkung auf Stellenplan | Ja |
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| Nein | X | |
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| Stellenmehrbedarf: (z. B. 0,5 VK, EG ___/A___) |
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Anlagen ./.